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Das Eisbergmodell (Kommunikation #4)

iceberg

Nachdem wir uns in den letzten beiden Artikeln unserer kleinen Serie zu den Grundlagen der Kommunikation – ganz genau die Nachrichten – angeschaut haben, die wir beim Kommunizieren übertragen, werden wir heute noch einmal etwas genauer darauf achten, was wir beim Kommunizieren so alles einfließen lassen.

Wusstest Du schon, dass zwischen 95% und 99% unseres Handels unbewusst geschieht? Das gilt fürs Autofahren, bei der Arbeit oder beim beherzten Griff in die Gummibärchentüte. Überall laufen unbewusste Programme und bestimmen, was wir tun und wie wir es tun. Ich finde diese Erkenntnis extrem faszinierend und daher werde ich dem Thema auch einen eigenen Artikel in diesem Blog widmen. Heute schauen wir uns erst einmal genauer an, wie das Unbewusste unsere Kommunikation beeinflusst – denn hier ist dies natürlich auch der Fall.

Und natürlich gibt es hierzu auch mal wieder ein Modell, das wir uns anschauen können: Das Eisbergmodell. Dieses Modell gibt es für die Psychologie, Pädagogik, Betriebswirtschaftslehre oder eben auch für die Kommunikation. Dabei orientiert es sich am sogenannten Pareto- oder auch 80/20-Prinzip und drückt aus, dass nur ca. 20% von dem was wir tun bewusst, 80% jedoch unbewusst geschieht.

Das Eisbergmodell der Kommunikation stellt hier sehr schön dar, dass das Wenigste von dem, was wir sagen bewusst, und auch nicht direkt offensichtlich ist. Wie bei einem Eisberg ist das Sichtbare nur die Spitze des Ganzen und der Großteil liegt “verborgen” unter der Oberfläche.

Das Modell bringt hier noch einen weiteren Aspekt mit hinein und unterscheidet zwischen der Sachebene und der Beziehungsebene.

Der kleinere, bewusste, Teil unserer Kommunikation erfolgt also auf der Sachebene und fokussiert sich größtenteils auf die logischen bzw. liearen Gedankengänge. Wir tauschen Zahlen, Daten und Fakten, sowie logische Argumente aus. Der größere, unbewusste Teil unserer Kommunikation erfolgt auf der Beziehungsebene. Hier lassen wir die als eher “irrational” angesehenen Teile wie Emotionen, Bedürfnisse, Werte, Ziele, Wünsche, etc. einfließen.

Was das bedeutet, können wir uns an einem einfachen Beispiel anschauen.

Das Kind erzählt seiner Mutter von seiner Note in der Klassenarbeit. Die Sachinformation ist hier sehr klar: “Ich habe eine 2 in meiner Arbeit”. Unter der Wasseroberfläche schwingen hier aber evtl. noch viele Informationen auf der Beziehungsebene mit. So könnte sich das Kind Anerkennung und Lob für die Leistung wünschen. Es könnte ein Lob erwarten. Oder in manchen Situationen könnte das Kind auch Angst vor Tadel haben und befürchten nach langer Vorbereitung die Erwartungen seiner Eltern nicht erfüllt zu haben. Die Möglichkeiten sind hier fast unendlich.

Auch bei der Antwort der Mutter ist die sachliche Information sehr klar. Und auch hier ist die Information auf der Beziehungsebene implizit und sehr vielfältig. Überleg doch einmal, was hier alles einfließen könnte. Und glaubst Du die Antwort der Mutter geht auf die Beziehungs-Kommunikation des Kindes ein?

Die unbewussten Teile der Kommunikation lassen wir oftmals nonverbal einfließen. Das kann zum Beispiel durch unsere Körpersprache oder -haltung, indem wir unsere Stimme leicht ändern, durch unsere Mimik oder auch durch die eine leichte Änderung unserer Atmung, unserer Sprechgeschwindigkeit, etc. geschehen.

Natürlich handelt es sich auch beim Eisbergmodell der Kommunikation um ein Modell und nicht um eine 1:1 Abbildung der Wirklichkeit. Was können wir also daraus lernen und wir können wir es nutzen, um unsere Kommunikation zu verbessern?

Für mich ist auch bei diesem Modell ein großer Aspekt die Achtsamkeit, mit der wir kommunizieren. Versuche einmal bei einem Deiner nächsten Gespräche darauf zu achten, welche Botschaften bei Deinem Partner auf der Beziehungsebene unbewusst einfließen. Und achte auch einmal auf Dich. Welche Werte, Bedürfnisse, Ziele oder Wünsche kannst Du bei Dir und anderen erkennen? Oder nimm doch einmal bewusst eine beobachtende Position ein, wenn zwei Freunde oder Kollegen “logisch” miteinander argumentieren und höre einmal “nur mit dem Ohr auf der Beziehungsebene” zu und lass Dich überraschen, was Du evtl. dabei erkennen kannst.

Und Du? Kanntest Du das Modell bereits? War etwas neues für Dich dabei? Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß beim Experimentieren und dem achtsamen Kommunizieren. Lass mich gerne inden Kommentaren wissen, was für neue Erkenntnisse Du gewinnen konntest.

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